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Bye bye Goose

30.08.2019 - Abenteuer I

Izzy Nope, Karl, Sarastra Denova, Paskal Cönig, Al

Von Markad II nach Numar

Izzy startete den Fusionsantrieb und die “Goose” setzte sich sanft in Bewegung. Der Raumhafen und Markad City wurden unter ihnen rasch kleiner, verschwanden schließlich ganz aus dem Sichtfeld und wie gewohnt wich das satte Blau um sie herum rasch einem tiefen und unendlichen Schwarz als der Transporter die Atmosphäre von Markad II verließ.

Ihr letzter Auftrag war einfach und schnell erledigt. Wie schon viele Male zuvor ging es wieder einmal um eine “Dünger”-Lieferung für Lance. Der wahre Inhalt der Kisten war der Crew nicht bekannt aber Lance zahlte gut und daher hinterfragte es auch niemand. Ihr nächstes Ziel war das nahegelegene Sonnensystem Numar und der gleichnamige Planet, wo die Crew ihre Bezahlung abholen würde. Vielleicht noch ein Jahr und die “Goose” wäre abbezahlt und sie wären nicht mehr von Lance abhängig, so der Plan.

Izzy bereitete den Sprungantrieb vor und wartete auf die Koordinaten ihrer Co-Pilotin Denova.

Izzy Nope, Pilotin des kleinen Raumtransporters “Goose” und Sarastra Denova kannten sich bereits seit Kindheitstagen und Izzy war wohl die einzige Person, die Denova bei ihrem Vornamen nannte. Nach ihrer Schulzeit hatten die beiden gemeinsam die Kadettenschule in der Konföderierten Armee besucht und eine Pilotenausbildung begonnen. Während Izzy jedoch ihren Wehrdienst vorzeitig beendete, verpflichtete sich Denova noch weitere Jahre der Armee und beide verloren sich für einige Zeit aus den Augen. Zumindest solange, bis Izzy wieder Kontakt mit ihrer alten Freundin aufgenommen hatte und sie fragte, ob sie nicht an einem Pilotenjob im “Transportunternehmen” interessiert sei.

Das System der “Goose” gab grünes Licht für den Sprung und Izzy startete den Antrieb. Für die enormen Kräfte, die jetzt auf Schiff und Crew wirkten, war der Schub jedoch kaum spürbar und schnell verschwanden Sterne und Planeten um sie herum und die “Goose” umgab nichts als tiefe und unendliche Schwärze. Der Sprung sollte ca. eine halbe Stunde dauern und da Izzy nun nicht mehr manuell steuern musste, lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und schloss die Augen.

“Ach scheiße, sind wir schon im Sprung?” fluchte es hinter ihr als sich die Tür zum Cockpit öffnete. Paskal hatte den Raum betreten und hackte wild auf sein Datapad… “da kackt mein Space Hub doch immer ab…!”

Denova rollte missbilligend mit den Augen. Als sie sich vor einiger Zeit Izzy angeschlossen hatte, war diese bereits mit Paskal, dem seltsamen IT-Spezi unterwegs…laut Izzy hatten sich die beiden irgendwo beim Zocken kennengelernt…mehr wusste Denova jedoch nicht. Auch der eher ruhigere Sanitäter Al war bereits mit den beiden unterwegs gewesen bevor Denova dazu kam. Es war eine sehr seltsame Konstellation, sinnierte Denova. Vor allem wenn sie an das letzte Crewmitglied Karl dachte, den sie bereits aus der Armee kannte…der schrullige Scharfschütze mit einem bionischen Arm…ja, die Besatzung der “Goose” war kein alltäglicher Haufen.

MÖP MÖP MÖP MÖP

Die Bildschirme der “Goose” blinkten in beunruhigenden Rottönen auf und meldeten Alarm, dann begann ein Countdown und die Systeme wiesen auf eine Störung auf der Route hin.

“Automatischer Routinehalt? Was soll denn das?”, fragte Denova. Izzy und Paskal checkten sofort die Computer auf der Suche nach der Ursache als der Countdown endete und die Antriebe der “Goose” verlangsamten. Um sie herum wich das tiefschwarze Nichts der natürlichen Umgebung des Alls mit all seinen funkelnden Sternen.

“Äääh, Leute…”, erklang Karls Stimme über Lautsprecher. Karl befand sich gerade in seinem Geschützturm oberhalb des Cockpits, von wo aus er den wohl besten Blick auf ihre Umgebung hatte. “Schaut mal nach draußen.”

Denova und Al schauten zum Fenster des Cockpits als gerade ein verbogenes Stück Blech an ihnen vorbeiflog. Jetzt drängten auch Izzy und Paskal an die Scheibe um zu schauen, was sie da zum Halten gezwungen hatte. Die “Goose” befand sich inmitten einer riesigen Schrottwolke. Und die Herkunft des Schrotts lag ebenfalls direkt vor ihnen, ein riesiges Großkampfschiff, den Farben nach zu urteilen der Konföderierten Armee…oder zumindest das, was davon übrig war.

“Das ist doch eine Paladin”, sagte Karl, der sich mittlerweile zu den anderen gesellt hatte.

“Das WAR eine Paladin”, meinte Denova. “Ob es noch Überlebende gibt?”

“Sieht nicht so aus”, entgegnete Paskal, der gerade einen Scan des Schiffes durchführte. “Aber sicher können wir es von hier aus nicht sagen…die Systeme sind tot aber es sendet zumindest noch schwache Energie aus!”

“Na dann…wer will spazieren gehen?“, fragte Izzy, die sich bereits wieder hinter dem Steuerpult versteckt hatte. “Vielleicht gibt’s keine Überlebenden…aber was interessantes zum Plündern gibt’s bestimmt…!”

Denova schnaubte verächtlich. Obwohl sie als Soldatin einiges gewohnt war, stieß Izzys manchmal doch fehlendes Feingefühl bei ihr auf wenig Begeisterung. Sie seufzte und verließ das Cockpit in Richtung Laderaum, der gleichzeitig als Druckkammer fungierte, um sich den Raumanzug anzulegen. Paskal folgte ihr um sie zu begleiten. Da die “Goose” lediglich über zwei Anzüge verfügte, blieb den anderen nichts anderes übrig als auf dem Schiff zu warten. Al bereitete trotz aller Unwahrscheinlichkeit auf Überlebende sein Erste-Hilfe-Material vor, vielleicht hatten sie ja doch Glück und konnten noch jemanden retten. Karl begab sich wieder auf seinen Platz im Geschützturm oberhalb des Cockpits.

Als Paskal und Denova die Druckkammer verlassen hatten und vorsichtig durch das Trümmerfeld hindurch zum Schiffswrack schwebten, startete Izzy die Antriebe der “Goose” um die zerstörte “Paladin” zu umfliegen und sich einen Überblick zu verschaffen.

Denova und Paskal näherten sich der zerstörten offen Seite des einstmals riesigen und prachtvollen Schiffes und schwebten hinein. Im Inneren des Schiffes war es dunkel und im Schein ihrer Lampen tasteten sich die beiden langsam und vorsichtig durch die Ruine bis sie auf einen einigermaßen intakten Gang stießen, an dessen Ende sich eine verschlossene Tür befand. Paskal zückte sogleich sein Datapad um sich in das hoffentlich noch funktionierende System der “Paladin” einzuloggen und die Tür zu öffnen. Denova suchte derweil den Rest des Korridors ab und entdeckte eine kleine Nische, die scheinbar in eine enge Wartungsröhre führte. Da die Neugier wie so oft größer war als ihre Vorsicht, zwängte sie sich hindurch bis sie das Ende der Röhre erreichte und in einem weiteren Gang ankam von dem mehrere Türen abzweigten. Eine der Türen erweckte sogleich Denovas Aufmerksamkeit denn sie war einen Spalt weit geöffnet und schwaches Licht drang aus dem Spalt hervor. Sie ging hinein. Der Einrichtung nach zu urteilen befand sie sich nun in einem Mannschaftsquartier. Denova erschrak als ein menschengroßes dunkles Objekt sich über ihrem Kopf in der Schwerelosigkeit langsam bewegte. Sie blickte nach oben und entdeckte drei uniformierte und zur nahezu Unkenntlichkeit erfrorenen Leichen, die aus kalten toten Augen ins Leere starrten.

“Paskal? Kommst du mal?”, rief sie über ihren Communicator und Paskal, eilte zu ihr.

Er schauderte kurz als er die Leichen sah, verfiel dann aber gleich in gewohnte Rationalität und begann mit Denova, den Raum zu durchsuchen. Viel war nicht mehr zu retten bis auf einige Waffen, die die beiden einsackten. Sie wollten gerade die letzten noch intakten Schränke durchsuchen als Izzys Stimme über ihre Headsets ertönte:

“Äh, Leute…ihr solltet euch mal wieder auf den Rückweg machen…schnell!”

Denova sah Paskal fragend an. “Was ist denn los?”

“Wir haben das Schiff umrundet und sind am Rumpf auf zwei Jäger gestoßen…und wie es aussieht, mögen sie uns nicht…oder zu sehr…kommt einfach zurück!” antworte Izzy.

unliebsamer Besuch

Und in der Tat hatten die beiden Jäger nicht gerade freundlich auf das Erscheinen der “Goose” reagiert denn kaum war der kleine Transporter in das Sichtfeld der beiden geflogen, starteten diese ihre Triebwerke, näherten sich zielstrebig der “Goose” und eine kratzige Stimme meldete sich über Funk mit dem unmissverständlichen Willkommensgruß:

“An die Goose. Wir wissen wer ihr seid. Und wir wissen, was ihr geladen habt. Händigt uns eure Fracht aus oder ihr seid tot!”

“Na dann lass ich mein Sanizeug grad mal gerichtet”, meinte Al über den internen Bordfunk.

“Du bist ja optimistisch”, quittierte Karl. “Was wollen die denn? Wir haben die Ladung doch in Markad gelöscht…”

“Keine Ahnung, wir…” Izzy stockte als ihr siedendheiß eine dumpfe Ahnung kam.

Sie rannte in den Lagerraum und öffnete die verbliebenen Kisten, die sie völlig vergessen hatte. Ein gequältes “Fuck” entwich ihr als sie die Steige Tropenholz entdeckte, die sie eigentlich noch gewinnbringend verkaufen wollte. Dieses Malvedai- und Linschuholz gab es nur noch im Polaris-Sektor auf den beiden Namensgebenden Planeten und war dementsprechend in der gesamten Milchstraße teuer gehandelt und heiß begehrt. Zumindest war nun wohl geklärt, welche Ladung gemeint war.

Izzy eilte zurück ins Cockpit und setzte sich auf ihren Platz als auch gerade Denova und Paskal mehr oder weniger elegant und etwas gestresst zurück an Bord kamen. Keine Sekunde zu spät denn schon ertönte der Alarm der “Goose” und der Computer meldete, dass die beiden Jäger ihre Waffensysteme hochfuhren. Zudem gesellten sich auf der Anzeige auch noch weitere kleine rote Punkte hinzu, sie bekamen demnächst noch mehr Gesellschaft.

“Wir haben doch noch gar nicht geantwortet, was soll denn das?”, meinte Karl verstimmt.

Izzy griff panisch zum Funk: “Hier die Goose, hier die Goose. Fahrt eure Waffensysteme runter, wir haben ja noch gar nicht verhandelt!”

“WERFT JETZT EURE LADUNG ÜBER BORD, DAS IST UNSERE LETZTE WARNUNG!” erschall es als Antwort. Die beiden Jäger richteten ihre Waffen auf die “Goose” aus.

“Aber wenn ihr auf uns schießt, ist die Ladung doch zerstört!” Izzys Stimme überschlug sich nun nahezu. “Lebend nützt ihr uns…moment…eigentlich nicht viel…nein halt…wir nützen euch le…!”

Und weiter kam sie nicht denn schon feuerte der erste Jäger in ihre Richtung.

“Naja, jetzt haben sie uns die Entscheidung zwischen verhandeln und kämpfen wenigstens abgenommen.” meinte Karl aus seinem Geschützturm während er seine Waffen auf die Jäger ausrichtete, die mittlerweile von zwei weiteren Unterstützung bekommen hatten.

Kampf

An Bord der “Goose” brach kurz altbekannte Hektik aus. Ihr Frachter verfügte zwar über zwei Laser, jedoch standen ihre Chancen gegen die weitaus wendigeren und zahlenmäßig überlegenen Jäger nicht zum Besten und so bereiteten Izzy und Denova einen Sprung vor. Paskal hackte sogleich in seinen Computer um einen Notruf an die Konföderation abzusetzen und Al zog sich aus dem Cockpit zurück in Richtung Laderaum um…Dinge zu tun. Karl ging derweil zum Gegenangriff über und feuerte seinen Laser auf einen der Jäger ab. Er verfehlte ihn nur knapp. Während Denova noch die Sprungkootinaten berechnete, wendete Izzy die “Goose” um so auch den vorderen Laser auf die Angreifer auszurichten und feuerte. Auch sie verfehlte nur um Haaresbreite.

“DAS WAREN WARNSCHÜSSE! GEBT AUF UND WIR LASSEN EUCH AM LEBEN!”

Denova und Paskal sahen kurz verwundert in Izzys Richtung, die nur mit den Schultern zuckte: “Man kann’s ja mal versuchen…” Der Bluff zeigte zwar nicht den erhofften Effekt, jedoch stiftete er für einen kurzen Moment Verwirrung bei den vier Jägern und bevor sie erneut schießen konnten, waren die Laser der “Goose” wieder bereit und Karl und Izzy feuerten. Diesmal trafen die Laser ihr Ziel und beschädigten einen der Jäger stark am Rumpf, sodass er sich zurückzog.

“YES!”, rief Denova. “Macht weiter so, nur noch einen Augenblick und ich schick dir die Sprung-Koordinaten zu, Izzy.”

BEEEP BEEEP BEEEP

“Leute, da kommt glaub ich was größeres…!”, rief Paskal, der zunächst wie gebannt den -sich rasch nähernden- roten Punkt auf dem Monitor verfolgte und dann wie auch die anderen überwältigt nach draußen starrte. Etwas gewaltiges tauchte aus der Schwärze hinter den nun sehr klein wirkenden Jägern auf. Das fremde Schiff war so riesig, dass die Crew der “Goose” es aus dem Cockpitfenster nicht komplett einsehen konnte.

“Was ist es?”, fragte Al, der im Laderaum nichts sehen konnte und einzig auf die Funksprüche der anderen angewiesen war.

Karl, der in seinem Geschützturm den besten Blick von allen hatte, antwortete: “Das ist ein riiiesen Pott…ich weiß aber nicht, was für ein Schiffstyp das sein soll!”

Der “Pott” war dunkelgrau lackiert mit orangefarbenen Applikationen, was grundsätzlich einmal auf die Novaleage schließen ließ. Der zuvor beschädigte Jäger flog in den schützenden Windschatten des grauen Riesen (womit zumindest deren Zugehörigkeitsfrage auch recht schnell geklärt war) während dieser seine Waffentürme in Richtung “Goose” ausrichtete und ohne große Vorankündigung auf den kleinen Frachter schoss. Nun blinkten sämtliche Alarmmelder im Cockpit und verkündeten den Ausfall des Schildes. Paskals Finger flogen über die Tasten des Computers, doch der Schild hatte Totalausfall.

Mit einem ohrenbetäubenden Schlag fuhr ein Beben durch die “Goose” als der kleine Frachter von einem zweiten Schuss des grauen Potts getroffen wurde. Al, der als einziger zum Zeitpunkt des Einschlages nicht saß, wurde im Laderaum von den Füßen gefegt, blieb jedoch bis auf ein paar kleine Blessuren unverletzt. Karl feuerte auf den Koloss, doch der Laser erreichte das feindliche Schiff nicht sondern verpuffte an dessen Schild.

“ICH FÜRCHTE, NOCH SO EINEN TREFFER UND DAS WAR’S!”, rief Paskal von seinem Platz aus.

“Ich hab’s gleich…gebt mir 5 Sekunden und die Koordinaten sind da!” antwortete Denova während sie versuchte, so gut es eben ging, bei dem Ruckeln ihre Daten korrekt einzutippen.

“Ich geb dir eine!”, rief ihr Paskal zu als alle Bildschirme alarmierend rot aufleuchteten. Grund hierfür waren zwei Suchraketen, die gerade durch ihren Gegner aktiviert und abgefeuert worden waren.

“JETZT!”, rief Denova und Izzy startete den Sprung.

FWUUUP…die “Goose” tauchte ein in das wohlig sichere und unendlich tiefe Schwarz und ließ seine Gegner zurück.

Der sichere Hafen

Die “Goose” hatte es übel erwischt und die Gefahr war noch nicht gänzlich gebannt. Mittlerweile blinkten zwar weitaus weniger Alarmlampen als noch vor wenigen Augenblicken, doch durch die zahlreichen Treffer verlor das Schiff Sprit und der Antrieb war so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass das Schiff kurz vor Numar vom Sprungantrieb in den Normalantrieb wechselte. Wie eine betrunkene Ente trudelte sie durchs All. Izzy versuchte, die Antriebe zu trimmen als die Zollstation bzw. Landeplattform von Numar in Sicht kam, doch alles deutete auf eine bevorstehende Bruchlandung hin.

“ALLES FESTHALTEN!”, rief Izzy.

Im Gegensatz zu ihr, Denova und Karl, welche einigermaßen sicher in ihren Sitzen angeschnallt waren, versuchte Al sich krampfhaft noch irgendwie im Laderaum festzuhalten und bereitete sich auf den Aufprall vor. Paskal hatte das Klo aufgesucht, kaum als die “Goose” sich im Sprung befunden hatte und balancierte nun mit heruntergelassener Hose um die Schüssel herum.

Karl atmete erleichtert auf als er zwei Abfangschiffe sah, die ihnen gerade entgegen flogen um die “Goose” mittels Traktorstrahlen einzufangen, was ihre Bruchlandung um einiges minimierte. Nichtsdestotrotz wurde die Crew noch ordentlich durchgeschüttelt und Al und Paskal purzelten in Laderaum und stillem Örtchen durch die Gegend. Paskal fand sich auf dem Boden liegend mit leichter Kopfplatzwunde und der Hose in den Kniekehlen wieder und Al rappelte sich gerade wieder auf, als durch die Bruchlandung plötzlich Feuer im Laderaum ausbrach. Hustend und mit tränenden Augen schaffte er es noch rechtzeitig aus dem Laderaum heraus und wurde auch sogleich von einem Rettungsteam in Empfang genommen und zur Krankenstation der Landeplattform gebracht.

Während Al und Paskal sich verarzten ließen, warteten Denova, Karl und Izzy im Vorzimmer des Kommandeurs und konnten durch die großen Fenster heraus beobachten, wie ein großes und wichtig aussehendes Schiff der Konföderation andockte. Kurz darauf traten zwei noch wichtiger aussehende Männer ein und steuerten zielgerichtet auf die drei zu.

Einer der Männer stellte sich als Sergeant Tucker vor und befragte die Besatzungsmitglieder der “Goose” in, für Männer wie er, typischem Befehlston. Denova berichtete von ihrem ungeplanten Stopp und dem Wrack der Paladin. Die beiden Männer tauschten dabei ständig beunruhigte Blicke aus, ließen Denova jedoch weitererzählen. Erst als sie von den Angriffen der Piraten und den Schiffen der Novaleage und der Konföderation erzählte, antwortete Tucker: “Novaleage? Das ist hier wohl ausgeschlossen…! Vielleicht haben Sie sich ja getäuscht!”

Bevor einer der drei intervenieren konnte, fuhr Sgt. Tucker unvermindert fort: “Wir danken Ihnen für diese Informationen und werden uns um alles weitere kümmern. Ihr Schiff ist bis auf weiteres beschlagnahmt…bis alle Formalitäten geklärt sind. Guten Tag!” Und mit diesen Worten wandten sich die beiden Männer zum Gehen ab.

“HALT, wie beschlagnahmt? Was haben wir getan? Das Schiff gehört uns ja nicht einmal selbst und der Besitzer wird nicht begeistert sein!” Izzy intervenierte nun doch!

“Sie können froh sein, dass ihr …Schiff… nicht restlos ausgebrannt ist und dass wir Sie nicht in Gewahrsam nehmen. Ihre Ladung wirft doch einige Fragen auf. Aber wenn Sie unbedingt darauf bestehen…!” entgegnete Tucker nun forsch, zog ein Pamphlet heraus, in das er einige kurze Daten eintrug, zwei Stempel darunter setzte und Izzy aushändigte. Wortlos drehte er sich nun um und verließ mit seinem Begleiter den Raum.

In ihren Händen hielt Izzy ein offizielles Beschlagnahmeformular mit Nova- UND Konföderiertenstempel… “Als hätte eine Unterschrift nicht gereicht!”, gab sie zähneknirschend von sich.

Tiffany, die dumme Nuss

Al und Paskal waren mittlerweile ärztlich versorgt worden und gemeinsam machte sich die Gruppe nun auf nach Numar. Da sie nun vorerst schifflos waren, mussten sie auf altmodische Weise den Bus nehmen um von der Zollstation zum eigentlichen Planeten zu gelangen.

Im Bus nahm jeder schweigend seinen Platz ein und ging seinen eigenen Gedanken nach. Was Lance von der ganzen Aktion halten würde, wollten sie sich erst gar nicht ausmalen. Lediglich Paskal zeigte sich scheinbar unbeeindruckt von den jüngsten Geschehnissen und ließ sein Blick durch den Bus schweifen als ihm eine junge Frau auffiel, die da alleine einige Reihen vor ihm saß. Man könnte sagen, es war eine fette 6 auf der Geilheitsskala. Paskal, der jedoch dafür bekannt war, nichts anbrennen zu lassen…abgesehen vielleicht von Schiffen… setzte sich neben sie und begann, sie anzubaggern. Die anderen verdrehten die Augen als Paskal der jungen Dame von seinen Heldentaten im Kampf gegen eine ganze Armada Piraten berichtete und als Tiffany, wie sich die Dame vorstellte, auch noch mit leuchtenden Augen förmlich an seinen Lippen hing und ihm letztlich sogar noch ihre Nummer gab, konnten die anderen nur noch den Kopf schütteln. Die 6 stand scheinbar nicht nur für den Geilheitsfaktor sondern auch für ihren IQ-Wert.

Jumpdrive

Die Crew der “Goose” erreichte Numar City bei Nacht und da sie keinen besseren Plan hatten, eigentlich hatte momentan niemand überhaupt irgendeinen Plan, steuerten sie das “Jumpdrive” an, eine mittelmäßige Bar in Hafennähe, deren Besitzer Rick sie gut kannten. Während Denova, Karl und Al sich wie gewohnt ihre Cocktails bestellten und Izzy an einem Glas Milch nuckelte, wählte Paskal einen Ladenhüter, der O-Ton Paskal, “einfach nur ordentlich reinhauen muss”! So saßen die die Gestrandeten zusammen an einem kleinen Tisch in einer Nische und sinnierten über den letzten Tag.

Izzy schnaufte: “Ich fürchte, Lance wird uns einen Kopf kürzer machen…”

“Das glaube ich nicht…!” erklang es als Antwort hinter Izzy und alle am Tisch zuckten leicht zusammen als da plötzlich ihr Auftraggeber und Besitzer der “Goose” bei ihnen am Tisch stand.

Er gesellte sich zu der niedergeschlagenen Runde und ließ sich das Geschehene berichten. Von Lance erfuhr die Crew von der zweiten Hälfte der Paladin, die einen Tag zuvor nur eine knappe Sprungstunde entfernt von der anderen Hälfte gefunden worden war. Sehr viel mehr gab es nicht zu erzählen und Lance setzte bald zum Aufbruch an.

“Achso, ihr habt ja nun kein Schiff mehr…geht morgen zur Plattform 8, ich hätte da noch eine alte T17 für euch!” Und damit verabschiedete sich Lance und verließ die Bar.

“Ui, eine T17…ein echtes Liebhaberstück…hoffentlich ist sie noch gut in Schuss”, bemerkte Karl.

“Ja, aber kam euch Lance nicht komisch vor? Er war so… nett…”, gab Izzy zu bedenken doch bevor sie weitergrübeln konnte, wurde sie von einer nervig quietschenden Stimme über den Lautsprecher des Fernsehers unterbrochen…

Alle Blicke richteten sich nun auf den Bildschirm, wo gerade die Nachrichten liefen und eine aufgetakelte Tiffany exklusiv ein Interview gab und von ihrem Helden Paskal berichtete: “Er war so toll und so stattlich und er hat die Piraten ganz alleine in die Flucht geschlagen…des isch der Mann fürs Lewe…!“ KOTZ

Al stand auf, verabschiedete sich da er müde sei und nun schlafen wolle, Izzy ging zu Rick an die Bar um sich bei ihm auszuheulen und Paskal? Paskal hatte bereits Tiffanys Nummer gewählt und kümmerte sich um seinen Schlafplatz für diese Nacht.

Übrig blieben noch Karl und Denova, die noch den ein oder anderen Cocktail zu sich nahmen um ihre Nahtoderfahrung besser verarbeiten zu können.

“Ich hab schon so manche schlimme Schlacht erlebt aber das…”, lallte Denova.

“Wem sagst du das, Schwester? Die anderen verstehen das nicht weil sie keine Soldaten sind wie wir…!” antwortete Karl mit glasigem Blick.

Denova haute mit der Faust auf den Tisch: “Ja genau. Wir funktionieren immer nur und erfüllen unsere Pflicht…versteh mich nicht falsch…ich mach das gerne aber wir haben auch Gefühle!”

“GENAU”, stimmte ihr Karl zu. “Wer kümmert sich um uns? Ich möchte jemanden, der zu Hause auf mich wartet und mir meinen Kummer wegnimmt…!”

“Flausch…!”, grinste Denova.

Karl leerte sein Glas und stand auf: “Kadse?”

“Kadse!”, antwortete Denova und gemeinsam verließen sie die Bar. Izzy schüttelte den Kopf.

Kadse

Denova und Karl durchforsteten das Internet nach Katzenhändlern in der Nähe und stießen relativ zügig auf eine weniger vertrauenserweckende Anzeige. Doch aufgrund ihrer Dringlichkeit und der Tatsache, dass der Händler trotz später Stunde, kurzfristig für ein Treffen bereitstand, schlenderten die beiden in Richtung Numar Downtown. Die von Neonlicht erhellten Straßen wichen zunehmend dunkleren und schäbigen Gassen, je weiter sie nach Downtown kamen und in einer zwielichtigen kleinen Kneipe trafen sie dann schließlich auf den “Katzendealer”. Sie mussten nicht lange nach ihm suchen denn er war der einzige Gast und trug wie in der Annonce beschrieben eine auffallend blaue Jacke. Das Alter des Mannes war schwer einzuschätzen da ihm seine fettigen und strähnigen schwarzen Haare ins Gesicht hingen. Alles in allem machte der Mann einen sehr heruntergekommen Eindruck. Nicht gerade ein Aushängeschild für seriöse Tierhändler…aber einem geschenkten Gaul aka Katze schaut man ja nicht ins Maul.

Der Mann führte Karl und Denova in sein nahe gelegenes 1 Zimmer-Wohnklo. Schon im Treppenhaus roch es stark nach Urin und anderen nicht identifizierbaren Beleidigungen für jedes Riechorgan. Das 1-Zimmer-Appartement war überfüllt mit Katzen, die sich teilweise bereits auf dem gesamten Mobiliar stapelten. Katzenklos hielt der Mann wohl für überflüssig und so hatten die Tiere ihre Notdurft überall dort verrichtet, wo sie eben gerade mussten.

“Das ist aber nicht gerade artgerechte Haltung…”, bemängelte Denova und der Katzendealer schreckte zusammen. “Ihr seid doch nicht von der Polizei?”

“Nein nein, keine Angst”, antwortete Denova und ließ ihren Blick über die verfilzten Knäule streifen, die munter vor sich hinmaunzten als etwas ihr Bein streifte. Sie blickte an sich herunter und erblickte eine Katze, die sich an sie schmiegte. Mit viel Fantasie konnte man zumindest eine Katze erahnen, denn das Wesen hatte zwei spitze Ohren, einen langen geknickten Schwanz und Schnurrhaare. Ansonsten erinnerte diese kleine pelzige, sackhässliche und keifende Hackfresse jedoch mehr an eine mit Scheiße überzogene Pinata nach einer Geburtstagsparty für ADHS-Kinder.

“OOOH, wie süß, die nehm ich!”, frohlockte Denova. Der Unfall mit Überbiss bekundete seine Zustimmung mit einem lauten Krächzen, bei dem seine riesigen Glubschaugen aus den Augenhöhlen zu fallen drohten. Karl besah sich derweil die restlichen Tiere und wurde schließlich auch fündig. Er entschied sich für ein weitaus hübscheres Exemplar, das nach einem Bad auch sicherlich wie eine normale Katze aussehen würde. Der Händler rieb sich die Hände und nannte seinen Preis.

“Frechheit, das ist viel zu teuer!”, schimpfte Denova woraufhin der Händler nur die Schultern zuckte und meinte, sie können ihre Katzen ja gerne woanders kaufen.

Karl überlegte kurz, zog dann seine Pistole und richtete sie auf den Katzendealer. “Tja, wir sind doch von der Polizei!”

Der Bluff funktionierte und der Händler verließ fluchtartig die Wohnung und tauchte nicht wieder auf. Karl und Denova schnappten sich Katze und Kackpratze und verließen ebenfalls die Wohnung. Jedoch nicht bevor sie das Fenster öffneten. Sollten die anderen Tiere sich doch ruhig ein schöneres Zu Hause suchen. In der Nähe suchten sie sich ein Hotel, in dem sie zumindest noch ein paar Stunden Schlaf fanden.

Skills und andere wichtige Nichtigkeiten

Den nächsten Morgen und Vormittag nutzten alle Crewmitglieder individuell. Al suchte mehrere diverse Geschäfte auf um sein San-Material zu erweitern, Karl und Denova machten sich über Haltung und Pflege von Katzen schlau und Paskal suchte nach einer kurzen Nacht in Tiffanys Appartement im Internet nach Anleitungen, wie man noch besser bei noch besseren Tussis landen konnte. Izzy suchte derweil Lance in seinem Büro auf um noch einmal in Ruhe mit ihm zu reden.

Anfänglich etwas verwundert über den unangekündigten Besuch zeigte er sich jedoch wie auch schon am Abend zuvor nicht im Geringsten zornig über sein verlorenes Schiff. Im Gegenteil zahlte er Izzy sogar noch für die Holzladung (zumindest was vom Feuer verschont geblieben war) noch 7500 CD. Des Weiteren nannte er noch lohnenswerte Aufträge, die auch nochmal ordentlich Geld versprachen…mehr oder minder gefährlich und legal aber durchaus lohnenswert.

Unter anderem sei seit kurzem ein neuer Konkurrent in Lower Numar aufgetaucht, der unter dem Namen Brock genau wie Lance mit “Dünger” handelte, was Lance natürlich nicht sonderlich gut gefiel. Wie es der Zufall wollte, war jedoch auf eben diesen Brock ein Kopfgeld in Höhe von 50.000 CD durch die Behörden in Lynx ausgesetzt. Weitere Einzelheiten ersparte sich Lance.

Des Weiteren gäbe es noch einmal eine kleine “Dünger”lieferung nach Markad für 22.000 CD. Nähere Infos sollte die Crew durch den Kontaktmann “Higgins” in Numar erhalten. Nichts spektakuläres also. Der dritte Auftrag hörte sich auch nach relativ einfach und schnell verdientem Geld an. Zunächst. Für 10.000 CD verlangte Lance, dass die Crew die Route zwischen Caito und Jovik abflog und inspizierte. Besonders an etwaigen Konföderierten Kontrollstellen sei er interessiert.

Dann verabschiedete er Izzy kurz angebunden, indem er sie aus seinem Büro hinaus auf den Flur schob und die Tür hinter ihr schloss.

“Natürlich ist der entspannt…wir schulden ihm neben der noch nicht bezahlten Goose jetzt auch noch das neue Schiff…mit uns hat er jetzt Sklaven auf Lebenszeit…!”, kam es Izzy in den Sinn und mit hängenden Schultern machte sie sich auf den Weg zu Plattform 8.

Plattform 8 - die T17

Die Crewmitglieder kamen nahezu alle zeitgleich auf der Plattform an, die Lance ihnen genannt hatte und staunten nicht schlecht über die alte T17, die da vor ihnen stand. Das Schiff war zwar einige Modelle älter als die “Goose” aber auf den ersten Blick in gutem Zustand und derlei Schiffe waren bei Liebhabern und Sammlern sehr begehrt. Als sie sich dem Schiff näherten, entdeckten sie eine traurige Gestalt in blauer Jacke auf der Laderampe sitzen, die strähnigen schwarzen Haare ins Gesicht hängend. Karl und Denova zogen hektisch ihre Jacken bis oben hin zu, was Al kurz stutzig machte.

“Ihr müsst die Crew von diesem Lance sein…dann kann ich ja jetzt gehen…” nuschelte der Mann in seinen Bart und erhob sich schleppend von der Rampe.

“Äh ja, richtig. Müssen wir noch irgendetwas wissen? Oder du? Oder wie läuft das jetzt ab?” sagte Izzy.

Der Mann seufzte: “Ist mir egal. Mir wurde nur gesagt, ich solle hier warten bis ihr kommt. Ich gehe jetzt, hab noch genug zu tun…gestern Nacht haben zwei Idioten dafür gesorgt, dass mir all meine Katzen abgehauen sind.”

Denova und Karl hatten sich mittlerweile hinter den anderen mit dem Rücken zu dem Mann hingestellt und schauten auffällig unauffällig irgendwo anders hin.

Mit hängenden Schultern schlurfte der Mann davon und sang traurig vor sich… ”schon ganz klein war ich allein, hatt’ zum spielen nur ein Schwein…”

“Puh, das war knapp.”, sagte Karl und öffnete seine Jacke, wo eine süße kleine Flauschekatze zum Vorschein kam.

“Ooooh, wer ist denn das?” fragte Al und streckte den Finger nach der Katze aus um sie zu streicheln.

“JIIIIIIIIIIIIIK! WAS ZUM TEUFEL IST DAS?”, schrie Paskal auf als auch Denova ihre Jacke öffnete und ein maunzender zerfledderter Klovorleger zum Vorschein kam und ihn aus riesigen Glubschaugen anstarrte.

“FUCK, DAS DING HAT KEINE AUGENLIDER…BLINK MOTHERFUCKER!!11elf”

“Wenn schon, Hinkebein Harvey, bittesehr!”, konterte Denova und zog mit hoch erhobenem Kopf und einem nach Paskal keifendem Zottelskelett in Richtung Schiff.

“Das ist eine längere Geschichte.”, sagte Karl und folgte ihr.

Paskal, Al und Izzy schauten sich ratlos an, zuckten mit den Schultern und betraten dann ebenfalls ihr neues Schiff…

Gruppenkasse: 7.500 CD

Schulden: 200.000 CD